Adoleszenz – Amplituden
Hey there people I'm Bobby Brown.
They say I'm the cutest boy in town
My car is fast, my teeth are shiny. I tell
all the girls they can kiss my hiney.
Frank Zappa
Ich suchte also die Kunst in der
Erotik und auch im
zwischenmenschlichen Bereich
fahndete ich nach Affinitäten zu
meinen Vorlieben. Unbewusst hatte
ich schon immer meine Mitmenschen
und ihr Sozialverhalten studiert. Ich
war ständig als Außenseiter und
Sozial - Chamäleon bei den „Anderen“
dabei gewesen ohne wirklich dazu-
-zugehören: Bei den „Mods“ und den
„Rockern“; bei der katholischen
Kirchenjugend und den Anarchisten;
bei den Gymnasiasten und den
Zigeunern, bei den Sportlern und den
Künstlern; bei den Adrenalinkick-
und den Drogenabhängigen; bei den
Juristen, Realisten und Mystikern.
Ich war in reichen und armen, in
deutschen und ausländischen
Familien ein- und aus gegangen.
Ich liebte es Leuten nahe zu sein,
die anders tickten als ich. Ihre
Alltagssorgen und was ihnen wichtig
erschien zu studieren; andere Ideale
und Verhaltensnormen faszinierten
mich, aber ich kam mir dabei immer
als Außenseiter vor. Als Beobachter.
Dennoch glaubte ich gerade deswegen
bereits einiges darüber zu wissen,
wie dieses Zwischenmenschliche so
funktioniert.
Einige Zeit versuchte ich durch die
Betrachtung des Lebens als eine Art
Schachspiel
(Zug/Aktion – Gegenzug/Interaktion)
den Umgang mit meinen
Mitmenschen begreifen und
vereinfachen zu können. Nicht dass
ich damit Probleme gehabt hätte, aber
es bereitete mir einfach Vergnügen
die Realität zu abstrahieren - aus
anderen Blickwinkeln zu betrachten
und mit menschlichen Verhaltens-
-mustern zu experimentieren.
EtlicheFreundschaften litten darunter.
Auch, weil es mir eine Weile lang
unglaublichen Spaß bereitete,
meinen Freunden die Mädchen
„auszuspannen“.
Ich war eine ganze Zeitlang ein
arrogantes, manipulatives Arschloch.
Ich las gerne Fantasy-Bücher, Werke
deutscher & asiatischer Philosophen,
Naturwissenschaftler wie Heisenberg
oder Schrödinger fand ich cool, sie
bildeten oft die Grundlagen meiner
inspirierenden Sci-fi Lektüre.
Ich hielt mich für schlau.
Ich war Leser.
Ich war glücklich.
Ich war neugierig aufs Leben.
Ich war unverwundbar.
„Clockwork Orange“ turnte mich an.
„Crime of the Century“ Die Musik
von Supertramp war bahnbrechend.
Die „Rocky-Horror-Picture-Show“
haute mich um – all das gab mir
musikalisch völlig neue Impulse.
Längst hatte ich die Drums wieder
mit den Keyboards getauscht. Jetzt
hatte ich ungefähr die fünfte Band-
-Formation am Start und diesmal
war es echt vielversprechend.
Aber je heller das Licht,
desto dunkler die Schatten.
Unglück und Tod bereiteten mir
einen höllischen Spätsommer /
Herbst & Winter
Mein Halbbruder starb an Krebs.
Meine Lehrzeit war um und ich
musste mehr Verantwortung tragen
und mehr Leistung bringen.
Rainer, einer meiner Cliquen--Kumpane
stürzte sich aus dem
Fenster -
(Natürlich ausgerechnet aus
meinem Klofenster. Danach hatte ich
wochenlang die Kripo und die
Drogenfahndung am Hals)
- und erlag einige Tage später
seinen Verletzungen, seinem
allgemein schlechten körperlichen
Zustand und der Lungenentzündung
die er sich im Krankenhaus noch
zusätzlich eingefangen hatte.
Scheiße Mann!
Warum hast Du das getan?
Ich war so unglaublich traurig.
Meine verehrte Mentorin -
meine Klavierlehrerin,
Frau von Aldringen die aus mir einen
Konzertpianisten machen wollte,
erlitt einen Schlaganfall und konnte
mich nicht weiter unterrichten. Ich
erinnere mich noch an das eisige
Entsetzen das mich bei dieser
Nachricht überkam.
Nora, eine wirklich nette, supergut
aussehende 19-jährige Blondine aus
unserer „Münze-Clique“ nahm sich
mit dem Auspuffgas-Schlauch das
Leben. Angeblich konnte sie den
Druck von ihren Eltern, bezüglich
ihrer schlechten schulischen
Leistungen nicht mehr ertragen.
Dazu gesellte sich (wie bei Reiner)
noch Liebeskummer und als
Verstärker kamen auch Alkohol
und Tabletten ins Spiel. Canabis
rauchte sie eher selten.
Für die Eltern war alles klar – der
schlechte Umgang, ergo wir waren
schuld. Die Dritte Beerdigung in
drei Monaten. Ich hatte langsam die
Nase voll von Friedhöfen, von deren
trister Endgültigkeit und von den
feindseligen Gesichtern der
Angehörigen. Ja, wir
hatten lange Haare! Ja, wir nahmen
Drogen! Ja, wir waren trotzdem sehr
traurig und bestürzt! Ja, wir hatten
eure Tochter geliebt und verstanden,
wir hatten keinen Druck auf sie ausgeübt,
wir hatten ihr zugehört, sie
nie enttäuscht und sie oft getröstet!
Verdammt!
- Mein feuerroter R4, die allerbeste,
heißgeliebte Schrottlaube gab
(nach 16 Monaten treuen Dienstes)
seinen französischen Geist auf.
- Melanie , in die ich immer noch
unvorstellbar verliebt war, machte mit
mir Schluss.
NO ! NEIN ! UNERKLÄRLICH !
UNMÖGLICH ! UNERTRÄGLICH !
Ich hätte das doch spüren müssen,
wenn irgendwas nicht stimmt und sie
sich emotional freischwimmt ! Jetzt
war ich echt am Boden und dachte –
schlimmer kann es nicht mehr
kommen ...
- Aber zu allem Übel gesellte sich
jetzt noch der Einberufungsbescheid
zum Grundwehrdienst dazu.
- Ich flog aus der Band, weil meine
Einberufung nach Erndtebrück
(Nähe Siegen) nicht den Schluss
zuließ, dass ich regelmäßig zu
Probeterminen kommen oder für
Auftritte zur Verfügung stehen könnte.
- Ich musste meine Haare schneiden
lassen, unerhört wichtiges Abzeichen
meiner Gesinnung.
ICH WAR IM ARSCH !
(Anmerkung:
Melanie traf ich Jahre später noch einmal,
zufällig, und verabredete mich mit ihr.
Es kam zu Sex mit der Ex und diesem
Streicheln meines Egos nicht genug,
erzählte sie mir, dass sie damals nicht
aufgehört hatte mich zu lieben. Aber
ihre Eltern, die wiederum gute Bekannte
von Noras Eltern gewesen waren,
betrachteten mich als eine Art Guru, und
hatten nach Noras Selbstmord enormen
Druck auf ihre Tochter ausgeübt und sie
gezwungen mit mir Schluss zu machen um
meinen negativen Einfluss auf
ihr Kind zu negieren.
Ein Mühlstein, der seitdem unsichtbar um
meinem Hals gehangen hatte, fiel herab.
Ich hatte mich nicht getäuscht. Sie hatte
mich weiterhin geliebt. Der Zauberbann
der Traurigkeit die mich immer
niedergedrückt hatte, sobald ich an die Zeit
mit Melanie dachte, war endlich gelöst.
Emil
Hey there people I'm Bobby Brown.
They say I'm the cutest boy in town
My car is fast, my teeth are shiny. I tell
all the girls they can kiss my hiney.
Frank Zappa
Ich suchte also die Kunst in der
Erotik und auch im
zwischenmenschlichen Bereich
fahndete ich nach Affinitäten zu
meinen Vorlieben. Unbewusst hatte
ich schon immer meine Mitmenschen
und ihr Sozialverhalten studiert. Ich
war ständig als Außenseiter und
Sozial - Chamäleon bei den „Anderen“
dabei gewesen ohne wirklich dazu-
-zugehören: Bei den „Mods“ und den
„Rockern“; bei der katholischen
Kirchenjugend und den Anarchisten;
bei den Gymnasiasten und den
Zigeunern, bei den Sportlern und den
Künstlern; bei den Adrenalinkick-
und den Drogenabhängigen; bei den
Juristen, Realisten und Mystikern.
Ich war in reichen und armen, in
deutschen und ausländischen
Familien ein- und aus gegangen.
Ich liebte es Leuten nahe zu sein,
die anders tickten als ich. Ihre
Alltagssorgen und was ihnen wichtig
erschien zu studieren; andere Ideale
und Verhaltensnormen faszinierten
mich, aber ich kam mir dabei immer
als Außenseiter vor. Als Beobachter.
Dennoch glaubte ich gerade deswegen
bereits einiges darüber zu wissen,
wie dieses Zwischenmenschliche so
funktioniert.
Einige Zeit versuchte ich durch die
Betrachtung des Lebens als eine Art
Schachspiel
(Zug/Aktion – Gegenzug/Interaktion)
den Umgang mit meinen
Mitmenschen begreifen und
vereinfachen zu können. Nicht dass
ich damit Probleme gehabt hätte, aber
es bereitete mir einfach Vergnügen
die Realität zu abstrahieren - aus
anderen Blickwinkeln zu betrachten
und mit menschlichen Verhaltens-
-mustern zu experimentieren.
EtlicheFreundschaften litten darunter.
Auch, weil es mir eine Weile lang
unglaublichen Spaß bereitete,
meinen Freunden die Mädchen
„auszuspannen“.
Ich war eine ganze Zeitlang ein
arrogantes, manipulatives Arschloch.
Ich las gerne Fantasy-Bücher, Werke
deutscher & asiatischer Philosophen,
Naturwissenschaftler wie Heisenberg
oder Schrödinger fand ich cool, sie
bildeten oft die Grundlagen meiner
inspirierenden Sci-fi Lektüre.
Ich hielt mich für schlau.
Ich war Leser.
Ich war glücklich.
Ich war neugierig aufs Leben.
Ich war unverwundbar.
„Clockwork Orange“ turnte mich an.
„Crime of the Century“ Die Musik
von Supertramp war bahnbrechend.
Die „Rocky-Horror-Picture-Show“
haute mich um – all das gab mir
musikalisch völlig neue Impulse.
Längst hatte ich die Drums wieder
mit den Keyboards getauscht. Jetzt
hatte ich ungefähr die fünfte Band-
-Formation am Start und diesmal
war es echt vielversprechend.
Aber je heller das Licht,
desto dunkler die Schatten.
Unglück und Tod bereiteten mir
einen höllischen Spätsommer /
Herbst & Winter
Mein Halbbruder starb an Krebs.
Meine Lehrzeit war um und ich
musste mehr Verantwortung tragen
und mehr Leistung bringen.
Rainer, einer meiner Cliquen--Kumpane
stürzte sich aus dem
Fenster -
(Natürlich ausgerechnet aus
meinem Klofenster. Danach hatte ich
wochenlang die Kripo und die
Drogenfahndung am Hals)
- und erlag einige Tage später
seinen Verletzungen, seinem
allgemein schlechten körperlichen
Zustand und der Lungenentzündung
die er sich im Krankenhaus noch
zusätzlich eingefangen hatte.
Scheiße Mann!
Warum hast Du das getan?
Ich war so unglaublich traurig.
Meine verehrte Mentorin -
meine Klavierlehrerin,
Frau von Aldringen die aus mir einen
Konzertpianisten machen wollte,
erlitt einen Schlaganfall und konnte
mich nicht weiter unterrichten. Ich
erinnere mich noch an das eisige
Entsetzen das mich bei dieser
Nachricht überkam.
Nora, eine wirklich nette, supergut
aussehende 19-jährige Blondine aus
unserer „Münze-Clique“ nahm sich
mit dem Auspuffgas-Schlauch das
Leben. Angeblich konnte sie den
Druck von ihren Eltern, bezüglich
ihrer schlechten schulischen
Leistungen nicht mehr ertragen.
Dazu gesellte sich (wie bei Reiner)
noch Liebeskummer und als
Verstärker kamen auch Alkohol
und Tabletten ins Spiel. Canabis
rauchte sie eher selten.
Für die Eltern war alles klar – der
schlechte Umgang, ergo wir waren
schuld. Die Dritte Beerdigung in
drei Monaten. Ich hatte langsam die
Nase voll von Friedhöfen, von deren
trister Endgültigkeit und von den
feindseligen Gesichtern der
Angehörigen. Ja, wir
hatten lange Haare! Ja, wir nahmen
Drogen! Ja, wir waren trotzdem sehr
traurig und bestürzt! Ja, wir hatten
eure Tochter geliebt und verstanden,
wir hatten keinen Druck auf sie ausgeübt,
wir hatten ihr zugehört, sie
nie enttäuscht und sie oft getröstet!
Verdammt!
- Mein feuerroter R4, die allerbeste,
heißgeliebte Schrottlaube gab
(nach 16 Monaten treuen Dienstes)
seinen französischen Geist auf.
- Melanie , in die ich immer noch
unvorstellbar verliebt war, machte mit
mir Schluss.
NO ! NEIN ! UNERKLÄRLICH !
UNMÖGLICH ! UNERTRÄGLICH !
Ich hätte das doch spüren müssen,
wenn irgendwas nicht stimmt und sie
sich emotional freischwimmt ! Jetzt
war ich echt am Boden und dachte –
schlimmer kann es nicht mehr
kommen ...
- Aber zu allem Übel gesellte sich
jetzt noch der Einberufungsbescheid
zum Grundwehrdienst dazu.
- Ich flog aus der Band, weil meine
Einberufung nach Erndtebrück
(Nähe Siegen) nicht den Schluss
zuließ, dass ich regelmäßig zu
Probeterminen kommen oder für
Auftritte zur Verfügung stehen könnte.
- Ich musste meine Haare schneiden
lassen, unerhört wichtiges Abzeichen
meiner Gesinnung.
ICH WAR IM ARSCH !
(Anmerkung:
Melanie traf ich Jahre später noch einmal,
zufällig, und verabredete mich mit ihr.
Es kam zu Sex mit der Ex und diesem
Streicheln meines Egos nicht genug,
erzählte sie mir, dass sie damals nicht
aufgehört hatte mich zu lieben. Aber
ihre Eltern, die wiederum gute Bekannte
von Noras Eltern gewesen waren,
betrachteten mich als eine Art Guru, und
hatten nach Noras Selbstmord enormen
Druck auf ihre Tochter ausgeübt und sie
gezwungen mit mir Schluss zu machen um
meinen negativen Einfluss auf
ihr Kind zu negieren.
Ein Mühlstein, der seitdem unsichtbar um
meinem Hals gehangen hatte, fiel herab.
Ich hatte mich nicht getäuscht. Sie hatte
mich weiterhin geliebt. Der Zauberbann
der Traurigkeit die mich immer
niedergedrückt hatte, sobald ich an die Zeit
mit Melanie dachte, war endlich gelöst.
Emil
