Sandra
Nach der militärischen
Grundausbildung war ich heimatnah –
zum Luftwaffenstützpunkt Lenggries
versetzt worden. Etwa 70 km entfernt
konnte ich täglich nach Dienstschluss
und an den Wochenenden sowieso,
nach Hause fahren. Ich hatte mir
mittlerweile von meinem Erzeuger
Geld geliehen und eine gebrauchte
Blechdose auf vier Rädern, einen
850er Fiat (allerdings ein Coupè mit
PS-starkem Sportmotor) angeschafft.
Ich war also wieder mobil.
Es passierte während der letzten,
ziemlich entspannten Wochen meines
Wehrdienstes.
Mein Emotions-Karussell geriet mal
wieder in Fahrt. Ich verliebte mich
bis über beide Ohren in die hübsche,
wunderbare Sandra.
Sie war ebenfalls Stammgast in
der „Neuen Münze“. Sie war hübsch
auf eine püppchenhaft adrette Art.
Ihren Bewegungen haftete diese Art
der Geschmeidigkeit an, die man nur
durch jahrelange Balletterfahrung
erwerben kann. Sie war nicht
besonders groß, hatte aber eine
aufregende Figur, schlanke Taille –
üppige Brüste, rote lange Haare, die
sie meist aufgesteckt trug. Und sie
konnte auf eine ganz entzückende
Weise die Nase krausen. Sie war mir
auf der Tanzfläche schon öfter
aufgefallen und nun ergab sich,
bei der Geburtstags-Party meines
Freundes Jonas die Gelegenheit.
Wir kamen ins Gespräch. Ich gab ein
paar Geschichten aus meinem
Bundeswehr-Alltag zum Besten und
wir lachten viel, küssten uns. Ich
nahm sie mit zu mir nach Hause.
(„Hey! sagte der Jonas, du kannst mir
doch net die Party sprengen und mit dem
hübschesten Mädel einfach abziehen!“
Doch; Sagte ich !)
Und wir liebten uns bis es hell wurde.
Wobei sie mir aber am nächsten Tag
beim Frühstücken erzählte, dass sie
mich immer wieder hatte aufwecken
müssen, weil ich sozusagen auf - bzw.
in ihr eingeschlafen war, dann aber
stets wacker weitermachte.
(was mich irgendwie ein bisschen an die
Geschichte über meinen Großvater
erinnerte, der beim musizieren in der
Kneipe, zu vorgerückter Stunde und dem
richtigen Alkoholpegel gerne mitten in der
Darbietung eingeschlafen war. Wenn man
ihn aber weckte, stets an genau derselben
Stelle im Lied weiterspielte bei dem er
eingenickt war.).
Meine Wohnung in der Westendstraße
hatte ich halten können ansonsten
ging es mir nach 15 Monaten
Bundeswehr finanziell nicht gut. Mein
einziger, weil zeitlich völlig individuell
verfügbarer Nebenverdienst war
momentan das Taxifahren. Mein Papa,
der Taxiunternehmer, hatte nachts
immer einen Wagen frei, mit dem ich
Geld verdienen konnte. Der Nachteil
daran war, dass er keine Veranlassung
dafür sah, mich finanziell zu
unterstützen, da ich ja jederzeit mit
diesem Nebenverdienst meine
Bedürfnisse und meine Schulden bei
ihm ausgleichen konnte.
„Zeit ist Geld“ Genau – Ich konnte
wählen. Entweder kein Geld aber
dafür Zeit für meine neue Flamme –
oder andersherum. Ich entschied
mich für ein erfülltes Liebesleben
und blieb lieber erst mal arm.
Sandra und ich verbrachten nun
einige wunderschöne Monate als
Paar, feierten meine BW-Entlassung,
erkundeten das alte Schwabing,
waren sehr verliebt und verbrachten
unheimlich viel Zeit mit Beischlaf.
Also der physische Teil funktionierte
ganz gut, aber irgendwie kam ich
psychisch nicht wirklich nah an sie
heran. Irgendetwas verhinderte die
totale Harmonie zwischen uns. Auch
die gemeinsamen Interessen waren
mit ihr nicht wirklich breit gestreut.
Okay – Kiffen, Tanzen und Vögeln.
Aber Lektüre, Musik, Schach, der
Niedergang des Abendlandes oder
die Demokratie - interessierte sie
kein bisschen.
Als nach einigen Monaten die
rosarote Brandung der Botenstoffe
zurückwich, trennte sie sich von mir
und ich war traurig und sehr
enttäuscht.
Was zwischen uns gestanden hatte
erfuhr ich erst sehr viel später, als
ich ihr nach etwa drei Jahren wieder
begegnete. (sie war als Gast in dem Club
in dem ich gerade als DJ arbeitete)
Es waren die Drogen gewesen.
Während ich nur noch selten mal an
einem Joint zog und alles stärkere
Zeug längst hinter mir gelassen hatte,
befand sie sich auf dem Weg in
immer heftiger werdende Drogen-
abhängigkeit.
Eskapismus – Realitätsflucht …
Mir gegenüber schämte sie
sich dafür und hielt diese dunkle
Seite von mir fern. Diese ständige
Lüge aber schuf eine Distanz
zwischen uns die immer größer
wurde. Und im Kampf um ihre Gunst
und ihre Seele gewann schließlich
„das Dope“ und ihr Dealer die
Oberhand.
„Die Realität und ich –
- wir passen nicht zusammen!“
Hatte sie mal zu mir gesagt. Den
Spruch fand ich gut, darum hab ich
ihn mir gemerkt. Aber ich war nicht
sensibel genug um zu begreifen, dass
es ihr damit bitter ernst war.
? Hätte ich ihr helfen können ?
Wollte ich mich denn wirklich schon fest
binden? War ich denn jetzt schon im
Endstadium ? Richtung Monogamie?
Bereits auf der Suche nach Mrs. Right ?
Emil
Nach der militärischen
Grundausbildung war ich heimatnah –
zum Luftwaffenstützpunkt Lenggries
versetzt worden. Etwa 70 km entfernt
konnte ich täglich nach Dienstschluss
und an den Wochenenden sowieso,
nach Hause fahren. Ich hatte mir
mittlerweile von meinem Erzeuger
Geld geliehen und eine gebrauchte
Blechdose auf vier Rädern, einen
850er Fiat (allerdings ein Coupè mit
PS-starkem Sportmotor) angeschafft.
Ich war also wieder mobil.
Es passierte während der letzten,
ziemlich entspannten Wochen meines
Wehrdienstes.
Mein Emotions-Karussell geriet mal
wieder in Fahrt. Ich verliebte mich
bis über beide Ohren in die hübsche,
wunderbare Sandra.
Sie war ebenfalls Stammgast in
der „Neuen Münze“. Sie war hübsch
auf eine püppchenhaft adrette Art.
Ihren Bewegungen haftete diese Art
der Geschmeidigkeit an, die man nur
durch jahrelange Balletterfahrung
erwerben kann. Sie war nicht
besonders groß, hatte aber eine
aufregende Figur, schlanke Taille –
üppige Brüste, rote lange Haare, die
sie meist aufgesteckt trug. Und sie
konnte auf eine ganz entzückende
Weise die Nase krausen. Sie war mir
auf der Tanzfläche schon öfter
aufgefallen und nun ergab sich,
bei der Geburtstags-Party meines
Freundes Jonas die Gelegenheit.
Wir kamen ins Gespräch. Ich gab ein
paar Geschichten aus meinem
Bundeswehr-Alltag zum Besten und
wir lachten viel, küssten uns. Ich
nahm sie mit zu mir nach Hause.
(„Hey! sagte der Jonas, du kannst mir
doch net die Party sprengen und mit dem
hübschesten Mädel einfach abziehen!“
Doch; Sagte ich !)
Und wir liebten uns bis es hell wurde.
Wobei sie mir aber am nächsten Tag
beim Frühstücken erzählte, dass sie
mich immer wieder hatte aufwecken
müssen, weil ich sozusagen auf - bzw.
in ihr eingeschlafen war, dann aber
stets wacker weitermachte.
(was mich irgendwie ein bisschen an die
Geschichte über meinen Großvater
erinnerte, der beim musizieren in der
Kneipe, zu vorgerückter Stunde und dem
richtigen Alkoholpegel gerne mitten in der
Darbietung eingeschlafen war. Wenn man
ihn aber weckte, stets an genau derselben
Stelle im Lied weiterspielte bei dem er
eingenickt war.).
Meine Wohnung in der Westendstraße
hatte ich halten können ansonsten
ging es mir nach 15 Monaten
Bundeswehr finanziell nicht gut. Mein
einziger, weil zeitlich völlig individuell
verfügbarer Nebenverdienst war
momentan das Taxifahren. Mein Papa,
der Taxiunternehmer, hatte nachts
immer einen Wagen frei, mit dem ich
Geld verdienen konnte. Der Nachteil
daran war, dass er keine Veranlassung
dafür sah, mich finanziell zu
unterstützen, da ich ja jederzeit mit
diesem Nebenverdienst meine
Bedürfnisse und meine Schulden bei
ihm ausgleichen konnte.
„Zeit ist Geld“ Genau – Ich konnte
wählen. Entweder kein Geld aber
dafür Zeit für meine neue Flamme –
oder andersherum. Ich entschied
mich für ein erfülltes Liebesleben
und blieb lieber erst mal arm.
Sandra und ich verbrachten nun
einige wunderschöne Monate als
Paar, feierten meine BW-Entlassung,
erkundeten das alte Schwabing,
waren sehr verliebt und verbrachten
unheimlich viel Zeit mit Beischlaf.
Also der physische Teil funktionierte
ganz gut, aber irgendwie kam ich
psychisch nicht wirklich nah an sie
heran. Irgendetwas verhinderte die
totale Harmonie zwischen uns. Auch
die gemeinsamen Interessen waren
mit ihr nicht wirklich breit gestreut.
Okay – Kiffen, Tanzen und Vögeln.
Aber Lektüre, Musik, Schach, der
Niedergang des Abendlandes oder
die Demokratie - interessierte sie
kein bisschen.
Als nach einigen Monaten die
rosarote Brandung der Botenstoffe
zurückwich, trennte sie sich von mir
und ich war traurig und sehr
enttäuscht.
Was zwischen uns gestanden hatte
erfuhr ich erst sehr viel später, als
ich ihr nach etwa drei Jahren wieder
begegnete. (sie war als Gast in dem Club
in dem ich gerade als DJ arbeitete)
Es waren die Drogen gewesen.
Während ich nur noch selten mal an
einem Joint zog und alles stärkere
Zeug längst hinter mir gelassen hatte,
befand sie sich auf dem Weg in
immer heftiger werdende Drogen-
abhängigkeit.
Eskapismus – Realitätsflucht …
Mir gegenüber schämte sie
sich dafür und hielt diese dunkle
Seite von mir fern. Diese ständige
Lüge aber schuf eine Distanz
zwischen uns die immer größer
wurde. Und im Kampf um ihre Gunst
und ihre Seele gewann schließlich
„das Dope“ und ihr Dealer die
Oberhand.
„Die Realität und ich –
- wir passen nicht zusammen!“
Hatte sie mal zu mir gesagt. Den
Spruch fand ich gut, darum hab ich
ihn mir gemerkt. Aber ich war nicht
sensibel genug um zu begreifen, dass
es ihr damit bitter ernst war.
? Hätte ich ihr helfen können ?
Wollte ich mich denn wirklich schon fest
binden? War ich denn jetzt schon im
Endstadium ? Richtung Monogamie?
Bereits auf der Suche nach Mrs. Right ?
Emil
